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Chronik

Die DJK (Deutsche Jugendkraft) Bingen-Büdesheim gründete sich im Jahre 1927 aus der Sportabteilung des "Katholischen Jünglings- und Jungmännerverein". Kaplan Aloys Rudershausen, ein sportbegeisterter Seelsorger in der Pfarrei, war der Initiator. Er schuf in bewegter Zeit, in der die Wunden des 1. Weltkrieges noch nicht verheilt waren - wo sich eine Weltwirtschaftskrise und der aufkommende Nationalsozialismus abzeichnete - einen Hort der Geborgenheit und der Orientierung für die Büdesheimer Jugend. Gottlieb Meyer wurde 1. Vorsitzender - ihn löste nach 2 Amtsjahren 1929 sein Schriftführer Karl Braden ab. Präses war Kaplan Peter Hohenadel. Spielstätte war der "kirchenacker" an der Ockenheimer Chaussee, später der DJK-Sportplatz. Neben dem Handball gab es auch Leichtathletik, Faustball, Theaterspiel sowie eine Blaskapelle sowie ein Streichorchester bei der DJK der Gründungsjahre

(links im Bild die erste Mannschaft der DJK 1928 mit Kaplan Rudershausen)

Ab 1930 wurde ein eigener Musikzug gegründet und ab 1932 gab es eine eigene Karnevalabteilung. Der junge Verein hatte ca. 400 Mitglieder bei damals 3500 Einwohnern in Büdesheim.

Ein Sportplatz an der Ockenheimer Chaussee mit schmucker Einfriedung, auf dem große sportliche Erfolge im Handball und Leichtathletik gefeiert wurden, trug den Namen Büdesheims in den Gau der DJK-Vereine, die damals ihre verbandseigenen Runden und Wettkämpfe austrugen. Von Bingen über Alzey-Worms bis nach Steinheim am Main und über Wiesbaden - Mainz wieder zurück, dies war der Aktionsradius, in dem die sportlichen Veranstaltungen ausgetragen wurden. Fahrräder, Eisenbahn und hin und wieder ein LKW, bestückt mit Bänken brachte die Sportler zu den Auswärtsspielen und Sportfesten.

(rechts im Bild das DJK-Stadion um ca. 1932)

Ab 1930 besaß die DJK Büdesheim einen über 50 Mann starken Musikzug sowie ein vereinseigenes Orchester. Letzteres spielte bei vielen gesellige Veranstaltungen, so dass 1932 eine Karnevalsabteilung ins Leben gerufen wurde. Mit Maskenbällen und Tanzabenden sorgte die neue Abteilung in der närrischen Zeit für Freude und Kurzweil. Mit der Machtübernahme 1933 - der Verein stand in voller Blüte - änderte sich fast alles. 1934 wurde die DJK als kirchliche Sportgemeinschaft verboten, ihre Strukturen im Verband zerschlagen. Sportstätten und Vereinsvermögen wurden eingezogen.

(links im Bild DJK-Musikzug 1930)

Der Sportplatz an der Ockenheimer Chaussee, den im Eingangbereich ein großes Schild mit "DJK-Büdesheim" zierte, gab sich nun als "Adolf-Hitler-Kampfbahn" zu erkennen. Durch einen juristischen Trick einiger beherzter Vereinsmitglieder wurde die Einfriedung abgerissen und der Sportplatz wieder in fruchtbares Ackerland verwandelt. Vorsitzender Karl Braden musste sich bis 1935 im Oktober monatlich bei der Kreisleitung melden und bekunden, dass keine Aktivitäten stattgefunden hätten. Die Sportler gingen zum TuS Büdesheim oder zur Hassia Bingen. Die Karnevalisten schlossen sich damals dem einzigen Büdesheimer Karnevalsverein "Dorschtig Schnut" an. Die wenig später erfolgte Gleichschaltung und der Kriegsbeginn 1939 machten alle Vereinstätigkeiten zunichte.

(rechts im Bild das DJK Leichtathletikteam in den 1939er Jahren)

Als auf Genehmigung der Besatzungsbehörden 1947 die Vereine - an strenge Verordnungen gebunden - ihre Tätigkeiten wieder aufnehmen konnten, regte sich bei den früheren Mitgliedern der DJK nichts. Viele Sportler der Vorkriegszeitwaren im Felde geblieben, andere noch nicht aus der Gefangenschaft zurückgekehrt. Die Not war groß und die Sorge für Nahrung, Wohnung, Beruf und Familie hatten berechtigen Vorrang. Auch die Pfarrei dachte an anderes als an den Sport, umso mehr deshalb, da der Verein seines Vermögens beraubt war. In der katholischen Jugend, für die Anfangs der fünfziger Jahre ein Jugendheim an der Ecke Josefstraße-Grabenstraße-Friedrichstraße (heute: Ecke Kappellenweg/Schießgraben) gebaut worden war, wurde der Ruf nach sportlicher Betätigung immer größer. Tischtennis auf engsten Raum mit einer Platte war zu wenig.


(links im Bild: DJK-Feldhandballteam als Südwestdeutscher Meister 1930)

Heinz Grünewald, Karl-Heinz Fetz und Winfried Jäckel, der Pfarrjugendführung angehörend, entsannen sich der begeisterten Berichterstattung ihrer Eltern zur leider nicht mehr existierenden DJK und beschlossen diese wieder zu gründen. Bei der Gründungsversammlung am 19.Mai 1956 trugen sich (protokollarisch nachweisbar) spontan 72 Personen in die Mitgliederliste ein. Mehr als 50 % der Anwesenden waren Personen, die schon 1934 der DJK angehörten. Franz Illy wurde 1., Anton Strieth 2. Vorsitzender. Dem Vorstand aus alten und jungen DJK‘lern gelang es bereits 1957 eine Aktive, eine Jugend- und 2 Schülermannschaften zur Spielrunde des Handballverbands Rheinhessen zu melden. Der alte DJK-Platz, auf dem Rüben, Kartoffeln und Getreide wuchsen und der überdies auch als Dreschplatz diente, wurde 1957 in Selbsthilfe und durch die zur Verfügungstellung eines großen Planiergerätes seitens der US-Streitkräfte in Bad Kreuznach wieder bespielbar gemacht. Neben dem Handball wurden Tischtennis, die Damensportabteilung sowie Faustball und natürlich die Karnevalabteilung wieder neu belebt.


(rechts im Bild Fassenacht bei der Dorschtig Schnut in den 1930er Jahren)

Die Besonderheit des "neuen" DJK-Platzes bestand darin, dass im oberen Drittel des Spielfeldes, rechts vor dem Torraum ein Hochspannungsmast stand, dessen Entfernung durch das RWE eine zweijährige Verhandlungsdauer erforderte. Wegen Verletzungsgefahr musste der Mast bis in 2 m Höhe mit Strohsäcken gepolstert werden. Zur Verwirrung der Gegner spielten die DJK‘ler oft den Mast an, von wo der Ball zurück prallte, vom Werfer aufgefangen und in manchen Torwurf verwandelt wurde. Da die Spielregeln des HVR einen solchen Umstand nicht kannten, konnte der Schiedsrichter nur die Entscheidung treffen, einen solchen Spielzug auch der Gastmannschaft zu gestatten. Unser Vorteil war der - die DJK war auf ihren 12. Mann im Spiel trainiert - der Gegner nicht.

Tischtennis wurde im Winzerhaus gespielt, wo auch die sofort nach der Wiedergründung ins Leben gerufene Karnevalsabteilung 1957 ihre 1. Kappensitzung abhielt.

1957 startete man drei Kappensitzungen, u.a. hatte man auch ein Damen-Komitee. Der Verein war jetzt schon auf fast 300 Mitglieder angestiegen.


1959 wurde Heinz Grünewald 2. Vorsitzender und führte mit Franz Illy und Josef Braden, der 1961 zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde, die DJK. 1964 ging dieses Amt an Heinz Grünewald über. Als rührige Stellvertreter während seiner Amtszeit seien die Herren Heinz Latz, Günther Klingler und Reinhold Bucher genannt. Ebenso wurde 1964 das Handballspiel vom Großfeld auf das Kleinfeld und später - nach Bau von Sporthallen - zum Hallenhandball geführt. Die bis dahin erfolgreiche "Damensportabteilung" wurde nun zur Gymnastikabteilung umgenannt.


(links im Bild: DJK-Tischtennismannschaft 1958)

1991 trat Heinz Grünewald nach mehrjähriger Vorankündigung vom Vorsitz zurück, blieb aber seinem "liebsten Kind" noch aktiv verbunden. Nach über 27 Jahren verantwortlicher Vereinsführung „ging er, um zu erneuern, aber er blieb, um zu bewahren!“. Die Nachfolge trat am 20. Juni 1991 ein gleichberechtigtes Quartett an, ein Novum in der Vereinsführung, das von Heinz Grünewald scherzhaft als die "Vierer-Bande" bezeichnet wurde. Reinhold Bucher, Michael Ewers, Henrik Hautz und Hans-Gerold Schmidt-Simon teilten sich diese zeitaufwendige, schwieriger werdende Funktion, Stefan Kirschhoch als 1. Schriftführer und Matthias Huyer als 1. Kassierer vervollständigten den "geschäftsführenden Vorstand". In der Folgezeit erfuhr der Verein einen wirtschaftlichen und personellen Aufschwung.

Das DJK-Sommersportfestfest wurde mit großem Erfolg reaktiviert, die Teilnahme an neun Winzerfestumzügen (mit themabezogenen Motivwagen wie Wingertszeile, Kellergeister, Weinkeller, Weinbergsschnecken, Vater Rhein u.v.a. mit jeweils entsprechendem Gefolge) stellte den Verein nach außen dar, das neue Vereinsorgan "DJK-intern" informierte fortan die Mitglieder über das Vereinsgeschehen. Besonders glücklich war man über den Ausbau der Handballabteilung (erstmals weibliche Handballmannschaften), dem wachsenden Zuspruch im Tischtennisbereich und die Gründung einer Tanzsportabteilung.


(rechts im Bild DJK-Sommersportfest 1960)

Gründung einer Tanzsportabteilung. (rechts im Bild DJK-Sommersportfest 1960) 1993 schied M. Ewers aus, 1994 verzog H.-G Schmidt-Simon und Stefan Wienand ergänzte die Führungstruppe, das verbliebene Vorstands-Terzett konnte erfolgreich die Tanzsportabteilung gründen. 1995 zogen sich R. Bucher und H. Hautz nach langjähriger Zugehörigkeit von der Vorstandsarbeit zurück. Im Mai 1995 wurde Stefan Wienand 1. Vorsitzender, mit Ralf Mohr als 2. Vorsitzenden waren die "alten Strukturen" wieder hergestellt. Unter ihrer Ägide kamen zahlreiche Veranstaltungen hinzu, die das gesellige, kameradschaftlich Verbundenheitsgefühl in und unter den Mannschaften fördern. So werden alljährlich zur Freude der Jugendlichen div. Fahrten durchgeführt, Fahrrad- und Wandertouren organisiert und auch ein Kochkurs für "Gourmetköche" angeboten. Das sportliche Angebot wurde 2002 mit der "nordic - walking" eine weitere Abteilung ausgebaut.

Die sportlichen Erfolge bei Handball und Tischtennis sowie die Aktivitäten der Karnevalsabteilung sicherten und sichern der DJK Anerkennung weit über die Stadtgrenzen hinaus; die Gymnastik-, Tanzsport- und Walking-Abteilung vervollständigen mit hohem sportlichem Anspruch das momentane Leistungsspektrum der DJK. Hier seien die Abteilungsleiter Franz-Josef Reinert und Seppel Walter im Handball und "Fippes" Walter im Karneval genannt. Ursula Fetz blickt auf 50 Jahre Engagement im Bereich Gymnastik & Breitensport zurück. 2016 feierte Franziska Weißschuh 25 Jahre aktive Übungsleiterin bei der DJK-Gymnastikabteilung.

1977 feierte die DJK ihr 50jähriges Bestehen. Ein 2000 Personen fassendes Zelt, auf dem Platz, worauf heute das Pfarrzentrum steht, war 4 Tage ebenso voll wie die darin sitzenden Personen, so wissen einige noch heute lebenden Zeitzeugen zu berichten. Ebenfalls stieg in diesen Tagen die Entenbach über ihre Ufer, da einige wohl-voll-gefüllte DJKler das Wasser zum Schrecken der dort lebenden Enten verdrängten.

Ohnedies blickt die DJK auf viele erfolgreiche Sommerfeste mit Zelten in der Ockenheimer Chaussee und auf dem Platz der heutigen Realschule sowie im alten Kindergarten wie auch im Pfarrzentrum zurück. Ein gewandeltes Freizeitverhalten lassen leider solcher Art Fest heute nicht mehr zu.


(links im Bild die DJK Erste Mannschaft 1960

In den 70er Jahren sammelte die DJK Altpapier und entfaltete andere Aktivitäten um ein geplantes Vereinsheim erstellen zu können. Dies scheiterte zunächst an der Bereitstellung eines Bauplatzes seitens der Kirchengemeinde und der Stadt Bingen, später aber auch daran, dass mit der Schaffung der Rundsporthalle und anderer Hallen im Stadtgebiet die Notwendigkeit einer eigenen Halle nicht mehr bestand.

Dass die ständig wachsende Mitgliederzahl aber auch die gestiegene Erwartung es den Verantwortlichen im Verein bis dato nicht immer leicht machen, ist verständlich. Gerade der Rückzug aufs eigene Terrain braucht den starken Vorstand und Verein. Eine Spielgemeinschaft mit dem TV Bingen wurde wie auch der sportliche Zusammenschluss mit vier regionalen Vereinen in der HSG Rhein-Nahe wieder rückgängig gemacht.

Nach Auflösung der Handballabteilung der Hassia Bingen in den neunziger Jahren und dem Rückzug aus der HSG Rhein-Nahe im Jahre 2002 erlebte die Handballabteilung einen sehr positiven Aufschwung; die erste Handballmannschaft zuerst unter Trainer Dieter Wendel und später viele Jahre mit Trainer Wolfgang Wolfgang Riedel schaffte den dreifachen Aufstieg von der A-Klasse in die höchste rheinhessische Spielklasse, und spielt nun in der Rheinhessenliga. Aktuell 15 aktive Jugendmannschaften (männlich/weiblich) stellen eine breite Basis für die Zukunft des Handballs in Bingen dar; mit hohem Engagement wurde in dieser Zeit die Abteilung durch Monika Brendel und Christiane Köppl geleitet.


(rechts im Bild DJK Erste Mannschaft ca. 1970

Nach wie vor ist die Karnevalsabteilung eine Klammer im Verein. Sie verbindet die Aktivitäten und somit alte und junge Mitglieder quer durch die Sportabteilungen. Die Karnevalsabteilung feierte 1998 ihr 66jähriges Bestehen mit einer Festveranstaltung in der Narrhalla Turnhalle. An gleichem Ort feierte Heinz Grünewald im Jahr 2000 seine 44jährige sowie im Jahre 2006 die 50jährige Sitzungspräsidentenschaft und übertrug die Präsidentschaft erfolgreich an Uwe Schmitt, der die DJK Karnevalssitzungen seitdem führt.

Im April 2008 traf eine Schreckensnachricht den Verein – Ehrenvorsitzender Heinz Grünewald verstarb im Alter von 69 Jahren. Mit Heinz Grünewald verlor die DJK einen geschätzten und beliebten Menschen, verlor Büdesheim ein Original und ein Stück Identität, verlor Bingen einen großen Bürger und die Fassenacht und das Brauchtum ein über die Region hinaus geachtetes Mitglied. Die DJK aber verlor mit ihm ihr Idol, welches den Verein so lange geformt und tief geprägt hatte. Der Verein bewahrt ihm ein ehrendes Andenken, seine Wertmaßstäbe und Vorstellung prägen weiterhin das Miteinander im Verein.


(links im Bild Sitzungspräsident und Ehrenvorsitzender Heinz Grünewald)

Mit Stolz gedenkt die DJK ihren Gründungsmitglieder, u.a. Franz Fickinger, Jakob Wendel, Josef Braden und Hans Schmitt sowie ihren Ehrenvorsitzenden Josef Braden und Heinz Grünewald und dem Ehrenmitglied Karl-Heinz Fetz. Aufgrund ihrer langjährigen Verdientste um die DJK Büdesheim wurden 2012 Henrik Hautz und Dieter Wendel zu Ehrenmitgliedern des Vereins ernannt.


(rechts im Bild Stefan Wienand mit Klaus Leitsch bei der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Karlheinz Fetz)

Stefan Wienand gab 2012 den Vorsitz der DJK, den er fast 18 Jahre inne hatte, an einen neuen Vorstand weiter. Er prägte in seiner Amtszeit zusammen mit seinen Stellvertretern Ralf Mohr, Klaus Leitsch und Christiane Oschewsky die DJK Büdesheim und schuf die Voraussetzungen, um kontinuierlich in einem schwieriger werdenden Umfeld erfolgreich die Ziele der DJK umzusetzen.

Der Internetauftritt der DJK Büdesheim sowie der regelmäßige Newsletter „DJKexpress“ haben die Kommunikation des Vereins den neuen Medien angepasst und beschleunigt. Die DJK als moderner Sportverein, fest verwurzelt nicht nur im Büdesheimer Ortsgeschehen ist einer der größten Sportvereine im Stadtgebiet Bingen sowie im DJK-Diözesanverband und ist für die nächsten 25 Jahre gerüstet. Aktuell wird der Verein im Vorstand durch Matthias Krolla und Thomas Wetter geführt und ist aktives Mitglied im DJK Diözesanverband Mainz. Mit Breitensport, Laufen und alternativen und saisonalen Sportangeboten wie "WinterFit" bietet der Verein aktuelle Angebote, welche sich dem verändernden Sportbedarf und der Alterstrukturen der Gesellschaft entsprechend anpassen.

Verfasser: Heinz Grünewald & Henrik Hautz